Eine der Kern-Aufgabenbereiche der Sternwarte Huchenfeld liegt in der Beobachtung interessanter Galaxien an unserem Nachthimmel. Eine besondere Stellung nehmen hierbei eng zusammenstehende oder gar wechselwirkende Galaxienpärchen oder -gruppen ein.
NGC 4631 im Sternbild Jagdhunde (Canis Venatici), wegen ihrer markanten Form auch Walgalaxie (im angelsächsischen auch Heringsgalaxie) genannt, ist hierfür ein schönes Beispiel. Dieser Spiralnebel liegt 28 Millionen Lichtjahren von uns entfernt und zeigt nicht nur zahlreiche, dunkle Staubwolken-Strukturen, sondern auch einige Verformungen und Ausfransungen. Oberhalb (nordwestlich) der großen Galaxie findet sich NGC 4627, eine kompakte, elliptische Begleitgalaxie. Beide Nebel sind im Arp-Katalog wechselwirkender Systeme unter der Nummer Arp 281 verzeichnet. Die kleine NGC 4627 scheint nicht nur Verformungen der Walgalaxie zu erzeugen, sondern ist dieser in der Vergangenheit noch deutlich näher gekommen, wovon heute noch nachweisbare Materiebrücken zwischen den beiden Galaxien zeugen.
Das hier gezeigte Bild von NGC 4631 wurde 38 Minuten mit der Faint-Objekt-Camera am großen ACF16 Teleskop der Sternwarte Huchenfeld belichtet.
NGC 4656/57: Nur gut ein halbes Grad südwestlich davon findet sich diese Galaxie mit doppelter Katalognummer. Aufgrund ihrer Form wird die Galaxie vor allem im angelsächischen Raum als „hockey stick galaxy“ bezeichnet. Sie ist nach Katalogangaben eine Balkenspiralgalaxie vom Typ SBm und in einer Entfernung von 30 Millionen Lichtjahren liegend. Damit sind sich NGC 4631 und NGC 4656 näher, als beispielsweise Milchstraße und Andromedanebel – die sich ja ebenfalls zunehmend wechselwirkend aufeinander zu bewegen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Galaxie in der Vergangenheit bereits in enger Wechselwirkung mit NGC 4631 stand. Der Massenunterschied von NGC 4656 mit 7 bis 19 Milliarden Sonnenmassen (je nach Quelle) zu 80 Milliarden Sonnenmassen für NGC 4631 erklärt auch die wesentlich stärkere Verformung des kleineren Nebels NGC 4565.
Die zerrissene Erscheinung der Galaxie erinnert an die Magellanschen Wolken im Umfeld unsere Milchstraße. Hier ist die große Magellansche Wolke durch die Schwerkraftwirkung der Milchstraße bereits soweit zerrissen, das ihre frühere Spiralstruktur kaum noch zu erkennen ist. Und es gibt weitere Parallelen: Am nordöstlichen Ende von NGC 4656 sehen wir einen hellen, etwas abgesetzt erscheinenden Bereich, der bei der Entdeckung der Galaxie als separates Objekt katalogisiert und daher auch noch im New General Catalogue als NGC 4657 separat verzeichnet ist. Im Umfeld des Magellanschen Sternenstroms in Milchstraßennähe finden wir ebenfalls eine solche Verdichtung jenseits der Großen Magellanschen Wolke, der als „Kleine Magellansche Wolke“ bezeichnet wird. Im Oktober 2014 wurde auch über einen Gezeitenstrom aus Gas- und Sternen berichtet, der beide NGC-Galaxien miteinander verbindet und die Spur die früheren Kollision nachzeichnet.
Das hier gezeigte Bild von NGC 4656/57 wurde 24 Minuten mit der Faint-Objekt-Camera am großen ACF16 Teleskop der Sternwarte Huchenfeld belichtet.