Die Sternwarte Huchenfeld ist eine private Einrichtung. Die Beobachtungen mit drei verschiedenen Teleskopen dienen vor allem dazu, die zahlreichen Himmelsereignisse zu dokumentieren. Zudem werden an der Sternwarte Huchenfeld kleinere Beobachtungsreihen und -projekte umgesetzt.
Die Geschichte der Sternwarte
2009: Eröffnung der Sternwarte
Die große Kuppelbau mit dem Hauptteleskop entstand im Jahr 2009, aber bereits seit 1981 wird von Huchenfeld aus der Sternhimmel beobachtet. Zur Eröffnung der Einrichtung konnten seinerzeit bei einem Tag der Offenen Tür über 100 Gäste begrüßt werden. Die auf einem 2,7 x 3 Meter messenden, rechteckigen Unterbau errichtete Kuppel des britischen Herstellers „Pulsar Observatories“ hat einen Durchmesser von 2,7 Metern und eine Spaltbreite von 0,6 Metern.
2014: Inbetriebnahme einer Außensäule
Sonnenteleskope sind günstigerweise aus thermischen Gründen frei aufgestellt – bei Sonneneinstrahlung am Tage erwärmt sich sonst das umgebende Schutzgebäude und die zum Kuppelspalt austretende Luft beeinträchtigt mit ihrem Flimmern die Bildqualität. Aber auch für Weitwinkelaufnahmen, etwa mit handelsüblichen Fotoobjektiven ist ein weiter Blick zu Himmel förderlich. Hier stört ein schmaler Ausblick durch den Kuppelspalt – eine Kameraaufstellung unter dem freien Himmel ist wesentlich besser. Daher wurde in diesem Jahr in südlicher Richtung vor dem großen Kuppelbau eine stabile Außensäule mit fest angebrachter Montierung aufgebaut. Diese ist bei schlechter Witterung durch eine spezielle Ummantelung geschützt, das Fernrohr wird im Kuppelbau daneben gelagert.
2019: Erweiterung der Anlage
Im Frühjahr 2020 wurde die Errichtung eines Astrographenbaus mit etwas kleinerer Kuppel umgesetzt. Auch diese stammt vom britischen Hersteller „Pulsar Observatories“. Die Astrographen-Kuppel hat einen Innendurchmesser von 2,2 Metern und eine Spaltbreite von 0,5 Metern.
Ein Rundgang durch die Sternwarte
(1) Das 0,40-Meter Hauptteleskop „ACF16“
Das Hauptteleskop der Sternwarte Huchenfeld ist ein 0,40 Meter Schmidt-Cassegrain-Teleskop des US-Herstellers „Meade“ mit einer Brennweite von 4 Metern. Die modifizierte „ACF“-Optik verspricht ein gut korrigiertes Bildfeld. Mit einem „CCDT67“-Telekompressor von „Astrophysics“ hat das Teleskop eine Arbeitsbrennweite von 2,6 Metern. Für die hochaufgelöste Beobachtung von Planeten kann das Teleskop im 8-Meter-Fokus verwendet werden.
Das Teleskop ist mit einem „Baader-Steeltrack“ Okularauszug ausgestattet und wird überwiegend fotografisch eingesetzt. Als Leitrohr ist hierzu ein 5-zölliger Refraktor mit einer Brennweite von einem Meter angeflanscht. Dieser dient mit seiner an einem „Baader“-T2-Excenter befestigten „ALCCD-5“ Guidingkamera als Leitfernrohr.
Beide Teleskope sitzen auf einer Sternwartenmontierung „Skywatcher EQ8-R pro“ des Herstellers „Synta“, die über umfassende Goto-Funktionen und eine Autoguider-Einrichtung verfügt. Als Datenbasis für die Ansteuerung der Himmelsobjekte wird auch hier das Software-System „Guide 9.1“ verwendet. Die Steuerung des Gesamtteleskops übernimmt ein modernes Windows-10-Computersystem mit „N.I.N.A“-Software.
Das „ACF 16“ ist in einem 2,7-Meter-Kuppelbau untergebracht, dessen quadratischer Unterbau ermöglicht die zusätzliche Unterbringung des Sonnenrefraktors sowie dessen Zubehör.
Das 16 Zoll Schmidt-Cassegrain „ACF-16“ ist das größte in Serie hergestellte Gerät dieser Bauart bei „Meade“.
Technische Daten des Teleskops:
- Öffnung: 406,4 mm, Brennweite: 4064 mm
- Optik mit UHTC-Vergütung für 10% höhere Transmission
- Hauptspiegelfixierung und separater Crayford-Okularauszug
- Auflösungsvermögen in Bogensekunden: 0,3″
- 9 x 60 mm Sucherfernrohr
- 120/1000 mm Leitfernrohr
- visuelle Bildvergrößerung: 72-fach bis 864-fach
- Gesamtgewicht Teleskop und Montierung: 115 Kg
Anwendungsgebiete/Bildgebungstechnik
Planeten/Mond:
Zur Planetenbeobachtung wird ein Planetary Imaging System an der Sternwarte genutzt. Dessen Image-Train besteht aus einem „Baader Skyglow“-Kontrastfilter, einem „ZWO“ ADC-Korrektor, einem „Vixen“-Klappspiegel mit Fadenkreuzokular zur Objektzentrierung sowie einer hochauflösenden „ASI ZWO 715MC“ Kamera. Aufgenommen werden die Bilderstreams mit der Software „Firecapture“. Die Bildbearbeitung erfolgt mit den Softwaresystemen „Autostakkert“ und „Giotto“.
Die „ASI ZWO 715MC“ verfügt über einen 12-bit CMOS Farbsensor „Sony IMX715“ mit 8,46 Megapixeln Fläche (3864×2192) bei enorm genauen 1,45 μm Auflösung. Die Bilder können per USB 3.0 mit bis zu 45 FPS bei voller Bildgröße oder 140 FPS bei gecropten Bildern ausgelesen werden. Die Quanteneffizienz der Kamera beträgt im Peak rund 80%, das Ausleserauschen der ungekühlten Kamera liegt bei 0,72e. Dank moderner Steuerungstechnik ist kein Verstärkerglühen (Amp Glow) mehr feststellbar, eine passive Kühlung mit Wärmeableitung am Alugehäuse schützt gegen ein Erwärmen des Sensors bei Langzeitbelichtung. Der eingebaute Anti-Reflex-Klarglasfilter schützt den Sensor vor Staub, bietet zugleich aber den vollem Durchlass auch im Infraroten Licht und erweitert so den Einsatzbereich der Kamera.
DeepSky:
Zur hochaufgelösten Beobachtung von Deep Sky Objekten – darunter vor allem Galaxien – wird das Faint Objekt Imaging System am „ACF16“-Teleskop genutzt. Dieser Image-Train besteht aus einem „SVBony“-Filterrad (bestückt mit einem RGB-Filterset, einem UV/IR-Sperr- sowie einem „Baader UHC-S“-Filter in 2-Zoll-Fassungen), einer monochromen „SV605MC“-Astrokamera sowie (nur bei Bedarf) einem vorgeschalteten „CCDT67“-Telekompressor von „Astrophysics“.
Die „SV605MC“ ist mit einem hochempfindlichen „SONY IMX533“-Sensor (Diagonale 15,968 mm) und quadratischem Mono-Pixel-Array bei einer Auflösung von 3,76 μm x 3,76μm pro Pixel ausgestattet. Die Quanteneffizienz des 9 Megapixel (3003×3003) großen Chips beträgt im Peak hohe 91%. Die Kamera verfügt über einen 14-Bit-A/D-Wandler, der Signale mit einer Geschwindigkeit von 20 FPS ausgeben kann. Das Ausleserauschen beträgt 1,0e, wodurch eine hochauflösende, rauscharme Bildgebung von Deep-Sky-Objekten sichergestellt wird. Die TEC Semiconductor 2-stufige Kühlung reduziert die Chiptemperatur um bis zu 20 Grad unter die Umgebungstemperatur. Bei -20 Grad Chiptemperatur beträgt das Dunkelrauschen der Kamera nur noch 0,0005e pro Pixel und Sekunde. Die Kamera verfügt zur Pufferung des Bildauslesens über einen internen Speicher von 256 MB DDR3-RAM. Eine hohe Full Well Capacity von 50.000e sorgt dafür, dass auch bei längeren Belichtungszeiten die hellsten Bildpartien nicht ausbrennen, die Kamera verfügt zudem über eine Amp-Glow Unterdrückung. Die Bildgewinnung erfolgt über die Steuerungssoftware „N.I.N.A“, die anschließende Bildbearbeitung mit dem Softwarepaket „Siril“.
(2) Der 0,25-Meter Schmidt-Astrograph „SN10“
Besonders für die Astrofotografie ausgedehnter Objekte am Himmel, wie etwa Gasnebel oder Kometen, ist das zweite Teleskop der Sternwarte Huchenfeld gebaut. Mit einer Öffnung von 25 Zentimetern ist das Teleskop das größte am Markt angebotene Schmidt-Newton-System des US-Herstellers „Meade“. Mit einer Brennweite von 1 Meter zeichnet es die Himmelsobjekte bereits detailliert und bietet zugleich bei einem Öffnungsverhältnis von 1:4 eine enorme Lichtstärke bei gleichzeitig großem Bildfeld. Eine „Astrozap“-Taukappe aus Aluminium schützt die vorne im Tubus sitzende Schmidt-Korrektionsplatte vor Staub, Taubeschlag und Raureif.
Als Leitrohr wird ein 4-zölliger Refraktor von „Meade“ eingesetzt, der eine Brennweite von 920 Millimetern hat. Der Vierzöller dient mit seiner befestigten „ALCCD-5 II“ Guidingkamera ausschließlich als Leitfernrohr.
Beide Teleskope sitzen auf einer verbesserten Montierung „Skywatcher NEQ6 Skyscan“ des Herstellers „Synta“, die über umfassende Goto-Funktionen und eine Autoguider-Einrichtung verfügt. Als Datenbasis für die Ansteuerung der Himmelsobjekte wird auch hier das Software-System „Guide 9.1“ verwendet. Die Steuerung des Gesamtteleskops übernimmt ein modernes Windows-10-Computersystem mit „N.I.N.A“-Software.
Zum Scharfstellen der Bilder wurde der „SN10“ mit einer hochwertigen Fokussiereinrichtung der US-Firma „MoonLite“ ausgestattet, die zudem eine 1:8 Untersetzung zur Feinfokussierung bietet. Der Astrograph hat eine 2,2 Meter Kuppel des Herstellers „Pulsar“ als passenden Schutzbau.
Der 10 Zoll Schmidt-Newton „SN-10“ ist der größte Astrograph dieser Bauart, der von „Meade“ produziert wurde.
Technische Daten des Teleskops:
- Öffnung: 254 mm, Brennweite: 1016 mm
- Optik mit UHTC-Vergütung für 10% höhere Transmission
- Fokussierung mit separatem Crayford-Okularauszug
- Auflösungsvermögen in Bogensekunden: 0,45″
- 8 x 50 mm Sucherfernrohr
- 102/920 mm Leitfernrohr
- visuelle Bildvergrößerung: 25-fach bis 432-fach
- Gesamtgewicht Teleskop und Montierung: 82 Kg
Anwendungsgebiete/Bildgebungstechnik
DeepSky /Kometen:
Zur Beobachtung von flächigen Deep Sky Objekten sowie Kometen wird das Large Objekt Imaging System am „SN10“-Teleskop genutzt. Dieser Image-Train besteht aus einem „Baader MPCC Mark III“ Bildkorrektor, einem 2-Zoll CLS-Filter zur Unterdrückung des städtischen Streulichts sowie einer „SV405CC“ OSC-Astrokamera.
Die „SV405CC“ ist mit einem großen „SONY IMX294“-Sensor (Diagonale 23,2 mm) bei einer Auflösung von 4,63 μm x 4,63μm pro Pixel ausgestattet. Die Quanteneffizienz des 11,7 Megapixel (4144*2822) großen Chips beträgt im Peak 75%. Der Sensor verfügt über einen 14-Bit-A/D-Wandler, der die Signale mit einer Geschwindigkeit von 19 FPS ausgeben kann. Das Ausleserauschen beträgt 1,2e, wodurch eine rauscharme Bildgebung von Deep-Sky-Objekten sichergestellt wird. Die Kamera verfügt zur Pufferung des Bildauslesens über einen internen Speicher von 256 MB DDR3-RAM. Die TEC Semiconductor 2-stufige Kühlung reduziert die Chiptemperatur um bis zu 20 Grad unter die Umgebungstemperatur. Eine hohe Full Well Capacity von 63.000e sorgt dafür, dass auch bei längeren Belichtungszeiten die hellsten Bildpartien nicht ausbrennen. Die Bildgewinnung erfolgt über die Steuerungssoftware „N.I.N.A“, die Bildbearbeitung erfolgt mit dem Softwarepaket „Siril“.
(3) Das 6 Zoll Sonnenteleskop „AR6“
Für die Beobachtung der Sonne an der Sternwarte Huchenfeld trägt auf einer Außensäule eine verbesserte „Skywatcher HEQ5 Skyscan“ Montierung des Herstellers „Synta“ den 6-zölligen „AR6“-Refraktor vom Typ Fraunhofer von „Meade“. Der Okularauszug des Refraktors wurde gegen einen stabileren und feinfühligeren Crayford-OAZ von „Explore Scientific“ ausgetauscht. Zum Auffinden der Sonne dient ein modifiziertes 6 x 30 mm Sucherteleskop, das mit einem fest eingebauten Sonnenfilter versehen ist.
Mit einem Objektivfilter des US-Herstellers „Astrozap“ ist am Refraktor eine gefahrlose Sonnenbeobachtung im Weißlicht möglich. Der Filter mit verchromter Glasfläche bietet ein angenehmes, gelb-orange gefärbtes Sonnenbild.
Parallel zum Sucher ist am Refraktor zudem ein 40 Millimeter „Coronado PST“ – Sonnenteleskop für die Beobachtung im H-Alpha-Wellenlängenbereich montiert. Das „PST“ hat einen verbesserten „ITF Replacement Filter“ von der Firma „Beloptik“ für die Blockfilter-Einheit erhalten. Dieser hat die Bildhelligkeit und den Kontrast der Abbildung deutlich gesteigert.
Das 6 Zoll Linsenteleskop „AR-6“ ist der größte Achromat, den „Meade“ im Programm hatte. Technische Daten des Teleskops:
- Öffnung: 152 mm, Brennweite: 1219 mm
- Optik mit UHTC-Vergütung für 10% höhere Transmission
- Fokussierung mit adaptiertem Crayford „Dual speed, 2″ AR Series Focuser“ von Explore Scientific
- Auflösungsvermögen in Bogensekunden: 0,77″
- 6 x 30 mm Sonnensucher
- 40/400 mm H-alpha-Sonnenteleskop
- 40/800 mm Leitrohr
- visuelle Bildvergrößerung: 29-fach bis 203-fach
- Gesamtgewicht Teleskop und Montierung: 54 Kg
Anwendungsgebiete/Bildgebungstechnik
Sonne:
Zur Sonnenbeobachtung wird im Weißlicht eine klassische „Canon EOS 1200D“ Spiegelreflexkamera genutzt. Ein der Kamera vorgesetzter „Baader Solar-Kontinuum“- Filter verbessert Kontrast und Bildschärfe. Aufgenommen werden die Bilder mit der „Canon“-eigenen Software zur Kamerasteuerung. Die weitere Bildbearbeitung erfolgt mit den Softwaresystemen „Adobe Photoshop“ und „Giotto“.
Für die Bildgebung am „PST H-alpha-Teleskop“ kommt eine „ZWO Planetary Imaging ASI120MMmini“ Kamera zum Einsatz. Sie verfügt über den gleichen CMOS Farbsensor „AR0130CS“ mit 1,2 Megapixeln Bildfläche (1280×960) bei 3.75 μm Auflösung wie die am Hauptteleskop „ACF16“ verwendete Planetenkamera „ASI ZWO 120MC“. Die Bilder können mit bis zu 30 FPS bei voller Bildgröße oder 120 FPS bei gecropten Bildern ausgelesen werden. Die Quanteneffizienz beträgt im Peak rund 80%, das Ausleserauschen der ungekühlten Kamera liegt je nach Chiptemperatur zwischen 4,0e – 6,6e . Aufgenommen werden die Bilderstreams mit der Software „Firecapture“. Die Bildbearbeitung erfolgt mit den Softwaresystemen „Autostakkert“ und „Giotto“.
(4) Weitere Einrichtungen der Sternwarte
Zudem gehört zur Sternwarte ein Büroraum mit zwei Arbeitsplätzen und einer umfassenden Präsenzbibliothek. Diese umfasst aktuell rund 1.100 Ausgaben astronomischer Fachzeitschriften sowie über 500 Fachbücher und Publikationen.
An zwei Arbeitsplätzen werden die gewonnenen Fotos bearbeitet und eigene Publikationen erstellt. Das können Veröffentlichungen etwa in Buchform, aber auch Pressemeldungen zu astronomischen Ereignissen oder Inhalte der Sternwarten-Website und verschiedenen Social-Media-Kanäle sein.
Einfache Wartungsarbeiten und Montagen werden in der Sternwarten-Werkstatt erledigt. Hierfür stehen unterschiedliche Metallbearbeitungsmaschinen zur Verfügung. Zudem können kleinere elektrische und elektronische Arbeiten vorgenommen werden.
Ein vorhandener Testrechner erlaubt die probeweise Ansteuerung von Montierungen und digitalen Geräten der Sternwarte wie Astrokameras oder Fernrohrsteuerungen.
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